Der Wald ist eine Ansammlung geballter Natur. BĂ€ume, StrĂ€ucher und GrĂ€ser bilden den Lebensraum der Tiere. FĂŒr den Menschen ist er eher ein Ort der Sehnsucht und der Ruhe. Sein Schutzraum sind die HĂ€user der Stadt. In ihr finden sich statt der vielfĂ€ltigen Farben und Strukturen der Natur glatte OberflĂ€chen, asphaltierte Straßen und oftmals einheitliche GebĂ€ude. Im Wald fĂŒllen die furchigen StĂ€mme der BĂ€ume das Blickfeld des Betrachters.

Doch trotz der Unterschiede besitzen die zwei LebensrĂ€ume Gemeinsamkeiten. Ähnlich wie die Rinde eines Baumes bietet die Fassade eines Hauses seinem Inneren Schutz vor Ă€ußeren EinflĂŒssen. In der AnnĂ€herung dieser zwei Extreme lag das Hauptaugenmerk des Projekts. Unter BĂ€umen bringt die Vielfalt und NatĂŒrlichkeit der Rinde in die Einheit der Stadt. Die statische Fassade wird aufgebrochen und der Dynamik der Natur angenĂ€hert.

Keramische Schindeln bilden die witterungsabweisende Schicht der Außenwand. Parallel auf den Modulen angeordnete Rillen lassen Regenwasser langsam die Fassade herunterlaufen. Einzelne Elemente speichern durch ihre MaterialitĂ€t fĂŒr kurze Zeit die FlĂŒssigkeit. Diese teils feuchte, in ihrer OberflĂ€che maximierte Wand bietet einen verbesserten Lebensraum fĂŒr Moose und andere Pflanzen. Die Struktur der einzelnen Schindel ist durch die OberflĂ€che eines Baumstammes inspiriert. Ein einziges Modul wird unterschiedlich gedreht aufgehĂ€ngt. Im Gesamtbild ergibt sich so ein unregelmĂ€ĂŸiges Muster ohne Wiederholungen.

Die Fassade wird in ihrer Farbigkeit von vier Tonarten bestimmt, die durch unterschiedlich hohe Brenntemperaturen entweder porös, verdicht oder glasiert sind. WĂ€hrend Regen an den hoch gebrannten Elementen abperlt, nehmen die niedrig gebrannten Teile Wasser schnell auf und geben es eben so schnell wieder ab. Somit wird die Feuchtigkeit an der Außenwand optimal reguliert und FrostschĂ€den an den Schindeln unterbunden, da diese nur fĂŒr kurze Zeit klamm sind.

Die Fassadenverkleidung aus Ton wird wie Dachziegel auf ein hölzernes Gitter gehĂ€ngt, das die keramischen Elemente mit der tragenden Wand verbindet. Dieses Gitter ermöglicht eine Luftzirkulation von unten nach oben an der Hauswand entlang. Durch die HinterlĂŒftung wird an der Fassade entstehende Feuchtigkeit dauerhaft abtransportiert und somit FolgeschĂ€den wie FĂ€ule oder Schimmel verhindert.

GedĂ€mmt ist die Außenwand durch eine Schicht Hanfwolle. Das ökologische DĂ€mmmaterial wird aus der Faser des speziell dafĂŒr gezĂŒchteten Industriehanfs gewonnen. Dieser schĂŒtzt, wie auch synthetische Werkstoffe, das Innere des Hauses vor Hitze und Frost, ist jedoch diffusionsoffen, lĂ€sst also einen Luft- und Dampfaustausch von innen nach außen und umgekehrt zu.

Unter BĂ€umen verbindet die lokalen Rohstoffe Ton, Holz und Hanf zu einem nachhaltigen Fassaden- und DĂ€mmkonzept, dem man seine Naturverbundenheit ansieht.

Tags

biodesign
inspired nature
process innovation
renewable ressources
reduced use

Supervisor(s)

Prof. Barbara Schmidt