Meine Überlegungen zu gestalterischen Entwürfen für die Montessori-Schule Berlin-Buch orientierten sich zunächst an meinen unmittelbaren Eindrücken sowie an den Bedürfnissen der Schüler, die in Befragungen und Gesprächen formuliert wurden. Auffallend waren der Mangel an Rückzugsmöglichkeiten, der teilweise sehr hohe Lärmpegel und die Unruhe, die in den Räumlichkeiten vorherrschte. Entsprechend wiesen auch die Vorstellungen der Schüler in Richtung einer klareren räumlichen Struktur, beruhigter Zonen und bequemer und abgeschirmter Bereiche zum Lernen, sich Austauschen etc. So entstand die Zielvorstellung, den gegebenen Raum durch Elemente zu strukturieren, die eine flexiblere und persönlichere Umgebung schaffen
Die ersten Entwürfe führten zu zeltartigen Konstruktionen und mobilen Spanischen Wänden, die sich zum Beispiel zur partiellen Raumabtrennung verwenden lassen. Desweiteren beschäftigte ich mich mit dem Konzept von möblierten Räumen, die komplett mit Filz überzogen sind und eine wundersam gedämpfte Umgebung schaffen, sowie mit Möglichkeiten, den Raum variabel mit großflächigen textilen Elementen zu bespielen und aufzuteilen. Der unter Einbeziehung der unterschiedlichen Beteiligten schließlich herauskristallisierte Lösungsansatz manifestiert sich im Gegensatz zu den vorangegangenen Ideen in einem singulären Objekt, das kompakt und transformierbar ist: ein Hybrid aus Paravent und Sitzmöbel, der gleichzeitig auch der Strukturierung des Raums dient.
Das modulare Objekt funktioniert nach dem Prinzip eines Stecksystems: Grundelement ist eine Holzbank, die zwei Personen Platz bietet und mit Einsteckschlitzen versehen ist. In diese können unterschiedlich hohe Seiten- und Rückenteile aus thermoverformtem Filz befestigt werden. Damit lassen sich Form und Funktion der Bank frei variieren, entweder als halboffene Kapsel oder als offene Sitzgelegenheit. Durch die Verwendung der höheren Rücken- und Seitenteile wird ein Eigenraum geschaffen und gleichzeitig der Raum getrennt. Durch Zusammenstellen mehrerer Module können auch stärker abgeschirmte Raumsituationen entstehen oder – auf der Rückseite – ganze Wandflächen.
Durch die freundliche Optik und Haptik des Materials wird die einladende Wirkung dieser „Insel“ verstärkt. Zugleich reizt an ihr die Möglichkeit der ständigen Transformation. So ist vorgesehen, dass die leichten Einzelteile aus Filz im „offenen“ Modus der Bank an der Wand aufgehängt werden und sich somit im Raum verteilen. Dort erfüllen sie, wie auch im eingebauten Zustand, zusätzlich eine akustische Dämpfungswirkung.Die Bank kann als introvertierter Rückzugsort für kontemplatives Arbeiten oder als offenes und verbindendes Raumelement für gemeinsame Aktivitäten genutzt werden. Durch seine Modularität und seine Transformationsfähigkeiten eröffnet es verschiedene Möglichkeiten der Interaktion und erweitert die Freiheit der Schüler, ihre Lernumgebung selbst zu gestalten. Ein Ankerpunkt und Raum im Raum, der immer wieder neu in Besitz genommen werden kann.

