Wassermangel ist ein weltweit wachsendes Problem. Die Ă€rmsten Regionen der Erde sind besonders betroffen, da bei ihnen Klimawandel und Bevölkerungswachstum zusammentreffen, wĂ€hrend es gleichzeitig an einer ausreichenden und funktionierenden Wasserinfrastruktur mangelt, manchmal ist sogar ĂŒberhaupt kein Zugang zu einer Wasserquelle mehr vorhanden. Aber auch wohlhabende und gemĂ€ĂŸigte Gegenden leiden immer hĂ€ufiger unter Wasserknappheit.

Oft gibt es neben oder anstelle der zentralen eine dezentrale Wasserversorgung. Ein Dorf versorgt sich aus einem Brunnen, HĂ€user sind mit Zisternen ausgestattet, in denen das Regenwasser gesammelt wird. Wo wenig Regen fĂ€llt und ein sehr sparsamer Umgang mit dem Wasser nötig ist, nutzt man schon lange auch “NebelfĂ€nger”, die das Wasser aus der Luftfeuchtigkeit gewinnen. Bei den heutigen Modellen handelt es sich meist um im Außenraum aufgestellte Netze, an denen Wasser kondensiert und ablĂ€uft (bei einem 4x8 m großen Netz und genĂŒgend Nebel bis zu 760 Liter am Tag). Es wird in einem BehĂ€lter gesammelt oder direkt weitergeleitet und ermöglicht dann z.B., eine Gemeinde autark mit Wasser zu versorgen oder in WĂŒstenregionen Anbaupflanzen zu bewĂ€ssern. In bestimmten regenarmen LĂ€ndern wie Peru, Chile, Guatemala, Nepal, Äthiopien oder Kalifornien werden NebelfĂ€nger tatsĂ€chlich auch in grĂ¶ĂŸerem Maßstab eingesetzt.

Dieses Projekt zielt darauf, das Prinzip des NebelfĂ€ngers in Form einer keramischen Fassade in die Architektur und Funktion eines Hauses zu integrieren. HierfĂŒr werden an der Außenwand ĂŒber eine grĂ¶ĂŸere FlĂ€che Paneele installiert, die aus quadratischen 3D-gedruckten keramischen Elementen mit einer durchbrochenen, netzartigen Struktur bestehen. In Kombination mit einer glasierten, glatten OberflĂ€che und der KĂ€lte des Materials sorgen sie dafĂŒr, dass die Luftfeuchtigkeit aufgefangen wird und durch die Gravitation herunterlĂ€uft. Wesentlich fĂŒr diesen Effekt sind die feinen Strukturen, die erst durch den 3D-Druck erzeugt werden können und ihre Funktion in ihrer ornamentalen Erscheinung verbergen.

Wasser ist das SchlĂŒsselthema fĂŒr eine nachhaltige Zukunft, und sollte deshalb auch stĂ€rker in das Konzept einer ökologischen Architektur integriert werden, die mit ihrer natĂŒrlichen Umgebung intelligent “kooperiert”, statt sie zu verdrĂ€ngen und unnötig Ressourcen zu verbrauchen. Die NebelfĂ€nger-Fassade zielt zwar nicht nur auf eine funktionale, sondern auch auf eine gestalterische Ebene, dabei jedoch in keinem Fall auf ExklusivitĂ€t. Die 3D-Technologie ist heute weit verbreitet, transportabel und nicht mehr teuer, sodass man sich gut vorstellen kann, mit ihrer Hilfe die HĂ€user ganzer Gegenden, die unter Wasserknappheit leiden, mit NebenfĂ€ngerfassaden auszurĂŒsten, durch die die Gewinnung des Wassers in die Funktion des Hauses integriert wird.

Tags

inspired nature
material innovation
process innovation
regional urban

Supervisor(s)

Prof. Barbara Schmidt